Die deutsche Gesellschaft ist durch globale Migrationsprozesse geprägt – das zeigt sich auch in der evangelischen Jugendverbandsarbeit. Von ihrem Grundsatz her versteht sich evangelische Jugendverbandsarbeit als offen für alle Kinder und Jugendlichen.
Wie lässt sich jedoch Jugend(verbands)arbeit in der Migrationsgesellschaft rassismuskritisch und diversitätsorientiert umsetzen, so dass Teilhabe für alle jungen Menschen, unabhängig von Herkunft und Religion, möglich wird? Eine Bestandsaufnahme macht deutlich, dass sich die empirische Realität der Migrationsgesellschaft bisher noch nicht ausreichend und flächendeckend in der Evangelischen Jugendverbandsarbeit in Nordrhein-Westfalen widerspiegelt. Daher sind die AEJ-NRW und ihre Mitglieder auf dem Weg, Strukturen, Konzepte und Methoden anzupassen, um auf Dynamiken der Migrationsgesellschaft zu reagieren. Damit will sie auch in Zukunft noch wahrgenommen werden und relevant bleiben. Dabei geht es nicht um Zahlen und Fakten, sondern um eine lebendige Umsetzung der Botschaft, die wir in der Bibel finden: Gott hat die Menschen in aller Vielfalt geschaffen und befähigt uns dazu, diese auch zu leben.
Alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unabhängig von ihrer Herkunft und Religion sind Zielgruppe evangelischer Jugendverbandsarbeit.
In den vergangenen Jahren wurden in mehreren evangelischen Einrichtungen, Gemeinden und Jugendverbänden in der westfälischen und rheinischen Landeskirche u. a. Ferienfreizeiten, internationale Begegnungen, jugendpolitische Bildungsreisen, Ferienspiele, freizeitpädagogische Maßnahmen, Musik-, Kunst- und Kreativprojekte, geschlechtsspezifische Angebote für Mädchen und Schulungs- und Bildungsmaßnahmen für und mit jungen Menschen mit Fluchterfahrung und/oder of Color durchgeführt.
Viele junge Geflüchtete haben in den Einrichtungen der Ev. Jugend und der Ev. Jugendverbandsarbeit eine neue Heimat gefunden. Sie sind dort Menschen begegnet, von denen sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen. Sie erfahren dort eine Stärkung ihrer Persönlichkeit und die Förderung von Selbstbestimmung. Gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen tauschen sie sich auch über ihren Glauben aus und entwickeln die Angebote der jeweiligen Einrichtung weiter.
Seit 2016 beteiligt sich die AEJ-NRW an dem Projekt „Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten“ und seit 2021 an dem weiter entwickelten Projekt „Du.Ich.Wir. Internationale Biografien im Jugendverband“. Im Rahmen dieses Projektes werden junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen ermuntert, Jugendarbeit mitzugestalten und Verantwortung im Verband zu übernehmen. Sie erfahren Unterstützung bei Herausforderungen in vielen Lebenslagen und haben die Chance eigene Angebote zu entwickeln und umzusetzen. Für die beteiligten Träger bedeutet das, sich selbst in ihrer Struktur zu verändern. So werden die verbandlichen Strukturen in Bezug auf Rassismus stetig überprüft, Zugangs- und Zugehörigkeitsbarrieren werden abgebaut.
Darüber hinaus werden unterschiedliche Formate zur Sensibilisierung und Auseinandersetzung zu rassismus- und machtkritischer Jugendarbeit angeboten u. a. auch über den LJR-NRW. Ein Schwerpunkt in den rassismuskritischen Workshops ist die Auseinandersetzung von weißen Menschen mit ihren Privilegien, Powersharing und die Reflexion von Othering Prozessen.
Projektförderung
Auch im Jahr 2025 stellt das Land NRW Projektmittel für die Förderung der Jugendverbandsarbeit mit jungen Menschen mit internationalen Biografien bereit. Diese werden dem Landesjugendring (LJR) NRW gewährt, der sie an seine Mitgliedsverbände weitergibt. Die AEJ-NRW wird an diesen Mitteln partizipieren und stellt sie engagierten Trägern der Jugendverbandsarbeit zur Verfügung.
Inhaltlicher Schwerpunkt: Neben der Fortsetzung bereits bestehender Projekte und der Implementierung neuer niedrigschwelliger Angebote für und mit jungen Menschen mit internationalen Biografien steht die kritische Reflexion der Privilegien weißer Menschen innerhalb der Ev. Jugendverbandsarbeit und des damit einhergehenden strukturellem Rassismus im Fokus und soll von den Projekten behandelt werden. Außerdem wird die Vernetzung mit anderen Projekten im Handlungsfeld beabsichtigt. Gefördert werden können bis zu 100% der notwendigen Personal- und Sachausgaben. Anträgen sollen bis zum 8.1.2025 in der Geschäftsstelle der AEJ-NRW vorliegen.
Antragsaufforderung AEJ-NRW 2025
Refinanzierung von Freizeitplätzen für Kinder und Jugendliche mit internationalen Biografien
Aus den Projektgeldern für Du.Ich.Wir – Internationale Biografien im Jugendverband finanzieren wir auch dieses Jahr unkompliziert Freizeitplätze für Kinder und Jugendliche mit internationalen Biografien und/oder Fluchterfahrung. Wir möchten euch herzlich ermuntern, diese Jugendliche zu euren Maßnahmen einzuladen. Die Förderung kann bis zu 100 Prozent des Freizeitpreises betragen. Als Förderkriterium legen wir fest, dass es sich erkennbar um Maßnahmen der evangelischen Jugendverbandsarbeit mit ihrer altersmäßigen Zielgruppe handelt.
Sobald der Antragsaufruf vorliegt, wird er hier veröffentlicht.
Die AEJ-NRW bietet Begleitung und Unterstützung im Themenfeld Rassismuskritik für ihre Untergliederungen an. Du suchst eine*n Referent*in für eine Gruppenstunde oder eine Hauptamtlichenklausur? Du möchtest eure Struktur rassismuskritisch überprüfen? Melde dich gern bei uns! Ziel ist es, Rassismuskritik als Querschnittsthema zu verankern.
Was wir machen:
– Referent*innensuche
– Beratung zu Fragen rund um Rassismuskritik und diversitätssensible Jugendarbeit
– Unterstützung bei der Finanzierung
– Überprüfung von Texten auf diskriminierende Darstellungen und Ausdrucksweisen
Du.Ich.Wir. Internationale Biografien im Jugendverband
Es wird alles gut! Rap von Jugendlichen der Paulusgemeinde Bielefeld
Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit – unter Beteiligung der aej-bund
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Ev. Kirche von Westfalen – Wie können wir über Rassismus und weiße Privilegien in der Kirche sprechen?
weitere Infos
Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW
Landesjugendring – NRW Du.Ich.Wir. Internationale Biografien im Jugendverband
Flüchtlingsrat NRW
IDA-NRW
Nach mehrjähriger Arbeit des DisKursLab der Evangelischen Akademie zu Berlin steht nun der „Digitale VerLernKurs – Rassismuskritische Impulse für die kirchliche Bildung & Praxis“ zur Verfügung und kann von allen Interessierten genutzt werden. Der digitale VerLernKurs übersetzt wesentliche Erkenntnisse der Rassismuskritik jetzt in praxistaugliche, flexibel einsetzbare Module für die eigene private Nutzung, für den Religionsunterricht oder die Gemeindearbeit. Der Kurs lädt dazu ein, persönliche, theologische und kirchliche Verstrickungen in rassistische Strukturen zu reflektieren, um eigene rassistische Prägungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Der VerLernKurs ist für Gruppen wie für Einzelpersonen geeignet. Er kann für die eigene reflexive rassismuskritische Reise oder von Multiplikator*innen in der Gemeindearbeit und Religionspädagogik verwendet werden. Die einzelnen Module, Teile davon oder der ganze Kurs können direkt eingesetzt oder an individuelle Bedürfnisse in der Arbeit mit Schulklassen, Gemeinde- und anderen Gruppen angepasst werden. Die Module zu den vier Oberthemen Weißsein, Rassismen, Theologie und Gemeinde bestehen aus mehreren rund 15-minütigen Impulsen. Die Impulse arbeiten mit vielfältigen Materialien wie Videos, Texten, Audiomaterial und Reflexionsfragen. Weiterführende Hinweise bieten zu jedem Modul Anstöße, die Themen selbst zu vertiefen oder auszubauen. Der Kurs steht gratis online zur Verfügung und darf als Open Educational Ressource frei genutzt, angepasst und verbreitet werden. https://diskurslab.eaberlin.de/verlernkurs/